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DV-Atelierhaus in der Dachauer Altstadt

deffner voitländer architekten

Beinahe zwei Jahre kämpften die Bauherren Deffner und Voitländer um die Genehmigung für den Neubau Ihres Wohn- und Bürohauses im Kern der Dachauer Altstadt. Als es dann endlich soweit war, wurde dem Abbruchhaus ein künstlerisch inszenierter Abschied bereitet. Mit 20 Kindern ließ der Künstler Heribert Spitzauer das Haus mit viel roter Farbe, die aus Fenstern und Türen quoll, sprichwörtlich ausbluten.

Projektbeschreibung

Das Grundstück ist zur Hälfte von einer uralten Linde, einem Naturdenkmal, besetzt. Die Linde bildet in mehrfacher Hinsicht das zentrale Thema: aus städtebaulicher Sicht, aufgrund der Grundrissorganisation des Hauses und im Hinblick auf dessen Fassade. Alle Aufenthaltsräume des Atelierhauses orientieren sich nach Osten zum Baum. Die Büroräume befinden sich „unter" der Linde, die Wohnung „zwischen" den Zweigen und das Dachgeschoss mit der Dachterrasse im „Wipfel". Im Westen bleibt zur Nachbarbebauung eine schmale Gasse für Eingang und Zufahrt. Im Norden grenzt das nur 8 Meter schmale Haus direkt an die Straße.

Ins Auge sticht vor allem die ungewöhnliche Fassade des Hauses. Das Motiv des Baumes wurde als Projektion großformatig auf die Fassade projiziert. So entsteht zusammen mit der Spiegelung des Baumes auf den Glasflächen eine Art Collage, die den Baum in den Vordergrund stellt und das Haus mit diesem verschmelzen lässt. Das Motiv der Linde setzt sich über die ganze Fassade fort. Diese besteht aus handlaminierten Paneelen aus transluzentem, glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Das Baummotiv wurde gleich einer Tätowierung in das Material eingelegt und hält somit allen Wetterverhältnissen stand.

So wie das Haus mit dem Baum beinahe eine Symbiose eingeht, so verschwimmt auch im Inneren die Grenze zwischen Arbeits- und Lebensbereich. Das Büro ist nach außen wie nach innen ein offenes Atelier, beinahe ohne räumliche Abgrenzungen. Auch der Hauptwohnraum ist nicht thematisch unterteilt, sondern so offen gestaltet, dass er für alle Aktivitäten der Familie genutzt werden kann. Im Inneren bleibt der Rohbau mit allen seinen Unregelmäßigkeiten und Arbeitsspuren sichtbar. Im bewussten Bruch mit der weitgehend auf Perfektion getrimmten Erwartungshaltung der Gesellschaft setzt das Architektenpaar hier auf eine rohe und ungeschliffene Präsentation des Betons, die sich in groben Stahlgeländern und einfachen Regalen aus MDF-Platten fortsetzt.

© Fotos: Dieter Leistner
Portrait Deffner & Voitländer

Über das Planungsbüro

Seit 1994 hat das Büro deffner voitländer architekten des gleichnamigen Architektenpaares in Dachau Bestand. Seit Herbst 2004 leben und arbeiten beide im DV-Atelierhaus im Stadtkern. Schwerpunkte des Büros sind städtebauliche Planungen, Wohnungsbau, Schulbau und die Lust eingefahrene Wege zu verlassen.

Mehr Infos unter www.dv-arc.de

© Foto: Judith Buss